Geschichte des ROTFARBareals

Jakob Ziegler und J. J. Goldschmid legten mit dem Bau ihrer Spinnerei 1825 – 1827 im wahrsten Sinne des Wortes den Grundstein für die Industrialisierung in Aadorf. Wenige Jahre später zog Zieglers Schwager Johann Jakob Sulzer-Steiner im Anbau des Hauptgebäudes ein, nachdem sein Vater Jakob Sulzer in Winterthur hatte Konkurs anmelden müssen. Mit dem verbliebenen Geld errichtete er flussabwärts eine Rotfärberei. Seinem Betrieb verdankt das arealROTFARB seinen Namen.

Aadorf wird zur Welthandelsstadt

Die Rotfärberei produzierte lange Zeit ausschliesslich einen türkischrot eingefärbten Unistoff. Das aus dem Orient stammende Färbeprozedere, das ein besonders intensives Rot hervorbrachte, war damals erst seit wenigen Jahrzehnten in der Schweiz bekannt. Dieses einmalige Verfahren verhalf dem später unter „Sulzer Hoz und Cie“ eingetragenen Unternehmen zu Ruhm und Erfolg, unter anderem an den Weltausstellungen Mitte bis Ende des 19. Jahrhunderts. In der Blütezeit um 1860 exportierte Sulzer seine Stoffe nach Europa, in die Mittelmeerländer, nach Amerika und sogar in den Nahen und Fernen Osten, wo das Verfahren ursprünglich erfunden worden war. Während jenen Erfolgsjahren wurden in Aadorf die Nationalflaggen von Siam gedruckt und Menschen auf der ganzen Welt erfreuten sich an den Stoffen aus der Ostschweiz.

Die industrielle Glanzzeit geht vorbei

Trotz zeitgenössischer Umstellung auf künstliche Farbprodukte, die das Produktionsverfahren von sieben bis acht Wochen auf drei bis vier Tage verkürzten, ging die industrielle Ära in Aadorf um die Jahrhundertwende langsam dem Ende zu.

Zwar überstand das Unternehmen den ersten Weltkrieg, doch schon 1922 war es zur Liquidation gezwungen. Ein Jahr später standen die Maschinen still. 1934 wurde die „Sulzer Hoz und Cie“ endgültig aus dem Handelsregister gelöscht, kurz davor war auch Zieglers Spinnerei geschlossen worden. Die Fabrikhallen der Spinnerei und Färberei hatten ausgedient. Danach wechselten die Liegenschaften stetig ihren Besitzer.

Neuer Glanz

2006 erwarben Kurt und Oliver Gerber, Inhaber der seit 1935 in Winterthur ansässigen Firma STREIFF UNTERLAGSBODEN AG, das 9800 m2 umfassende Areal von Hans Hess, der in der alten Spinnerei für sein Label „Descente“ Ski,‐ Motorrad‐ und Tauchbekleidungen produziert hatte. Nach einem Umbau des Nebengebäudes „Färberei“ wechselte die STREIFF UNTERLAGSBODEN AG ihren Sitz nach Aadorf, wo sie am 1.1.2007 in die Büros und das Magazin einzog.

Der neu eingetragene Name arealROTFARB soll an eine vergangene Epoche der Aadorfer Industrie erinnern, ohne aber mit dessen Geschichte in unmittelbarem Zusammenhang zu stehen. Nach einer Parzellenaufteilung im 2007, ging das Fabrikgebäude in die privaten Hände von Kurt & Gaby Gerber über mit dem Sinn das 9200 m3 große Gebäude total zu sanieren. Nach einer spannenden Planungsphase wurde im August 2010 mit den Umbauarbeiten unter der Leitung des einheimischen Architekten Hans Rudolf Reusser begonnen. Im Dezember 2011 waren die herausfordernden Bauarbeiten soweit abgeschlossen, sodass die ersten Wohnungen bezogen werden konnten.

Mit Herz, Charme und mit einem speziellen Ambiente präsentieren sich zwölf individuelle Loftwohnungen, freundliche Gewerberäume, eine Galerie sowie der ROTFARBkeller, der in Sachen Ausbau die Bestnote verdient. Wo früher Industrielle von der Wasserkraft der Lützelmurg und großzügigen Fabrikhallen profitierten, tragen die beruhigende Wirkung des Flusses und die inspirierende historische Umbebung heute zur Wohn‐und Arbeitsqualität verschiedener Firmen und Privatpersonen bei.

Umnutzung nach zehn Jahren

Nach zehn Jahren schliesst die ROTFARBgalerie ihre Türen. Während zehn Jahren hat dieser schöne und zweckmässig eingerichtete Raum vielen Besuchern und Künstlern Freude bereitet. Kunstausstellungen, Aperos. Sitzungen usw. wurden in der schlichten, aber gut eingerichteten Räumlichkeit angeboten. 

Nach einem kurzen Umbau werden heute die neu entstandenen vier Räume für Gesundheits- und Therapiebehandlung genutzt.  


Fotos vom Umbau

Ein Rosengarten entsteht

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